Telekinese, Psychokinese, Materialisationen, Telepathie

12. Februar 2011
In der Parapsychologie (s.u.) werden unter Telekinese (griech. tele – fern, kinesis –
Bewegung) und Psychokinese (griech. psyche – Seele) jene (angeblichen) Erscheinungen
zusammengefaßt, bei denen ein Medium allein durch psychische Kräfte
ohne Zuhilfenahme von Händen, mechanischen oder anderen Hilfsmitteln einen
Gegenstand von einem Ort zu einem anderen bewegt oder in seiner Form verändert,
genauer zu verändern vorgibt (z.B. Poltergeisterscheinungen, Löffelverbiegen).
Diese (angebliche) psychische Kraft wird auch psi (, erster griechischer Buchstabe
des Wortes für Seele, psyche) genannt. Es gibt auch andere Bezeichnungen für die
(angebliche) Kraft wie Od (nach dem Naturforscher Karl v. Reichenbach, 1788-1869),
Ki (aus dem Japanischen übernommen) oder Orgon (nach dem Psychoanalytiker W.
Reich, 1897-1957); allerdings sind die mit diesen Wörtern verbundenen Vorstellungen
nicht deckungsgleich. Wenn ein Medium mit Hilfe seiner psychischen Kräfte in
einer Séance Gegenstände zur Erscheinung bringt, wird dies Materialisation
genannt, Entmaterialisation, wenn er sie zum Verschwinden bringt.
Auch diese Vorstellungen knüpfen an religionsgeschichtliche Vorbilder an, in denen
den Göttern und Geistern, aber auch religiösen Spezialisten Fähigkeiten zugesprochen
wurden, die die Möglichkeiten des normalen Menschen übersteigen und durch
Außerkraftsetzung der von den Naturwissenschaften erkannten Regeln die Wünsche
der Menschen ohne die dafür erforderliche Arbeit allein durch das Wort zu
erfüllen vermögen. Am Ende des 19. Jh. traten eine Reihe von Medien und Zauberkünstlern
auf, die einem begeisterten und glaubensbereiten Publikum solche
Erscheinungen unter den von ihnen arrangierten Bedingungen vorführten.Wer
Lust hat sich von den Materialisationsphänomenen eines solchen Mediums beeindrucken
oder verzaubern zu lassen, wie Thomas Mann bei Schrenck-Notzing13, dem
sei empfohlen, zunächst eine Veranstaltung oder eine Vorführung eines Zauberkünstlers
oder Mitglieds der Magischen Gesellschaft aufzusuchen (z.B. J. Randy, J.
Copperfield, B. Heller oder Wolfgang Hund). Dort werden ihm die gleichen oder gar
aufregendere „Experimente“ und „Phänomene“ vorgeführt, freilich ohne die okkulte
oder esoterische Deutung, in der Regel jedoch auch ohne Aufklärung, da diese
Tricks zum Berufsgeheimnis der Magischen Gesellschaft gehören.
Es sei schon hier darauf hingewiesen, daß diese „Phänomene“ nicht nur umstritten
sind, sondern daß bisher jedem der okkulten Medien unter wissenschaftlichen kontrollierten
Bedingungen Täuschung und Betrug nachgewiesen werden konnte. Doch
ließ sich das Publikum an seiner Glaubensbereitschaft nicht irritieren, als Margarete
Fox am 28.9.1888 die Tricks, mit denen sie und ihre Schwester das Publikum genasweist
hatten, offenlegte wie ebenso durch die zahlreichen Überführungen und
Selbstoffenbarungen von Medien, die wie Henry Slade zugaben, „daß alle seine angeblichen
Manifestationen betrügerisch waren und sind, ausgeführt mittels Tricks“.14
Im Gegenteil drängt sich der Eindruck auf, daß das Publikum weithin reagiert wie
der Parapsychologe Hans Bender. Dieser meinte in der Überführung seiner Poltergeistmedien
noch eine Bestätigung für seinen Okkultglauben finden zu können:
durch nichts sei bewiesen, daß auch die vor der Aufdeckung behaupteten Poltergeisterscheinungen
durch ganz natürliche Mittel zustande gekommen seien. Vielmehr
sei das Medium durch die Untersuchungen dermaßen unter Druck geraten, daß es
nun unter Beobachtung die sog. Phänomene mit natürlichen Mitteln habe hervorbringen
müssen, die vorher durch Psi-Kräfte entstanden seien.15
Von Telepathie und Hellsehen (Präkognition) wird im Okkultismus gesprochen,
wenn ein Mensch die Gedanken und Gefühle eines anderen ohne Verwendung verbaler
oder averbaler Kommunikationsmittel auch über große Distanzen hinweg
erkennen will (Gedankenübertragung). Hellsehen, Telepathie und Präkognition
werden auch als „außersinnliche Wahrnehmung“ (ASW, engl. ESP) bezeichnet. Mit
Hellsehen wird die (unterstellte) Fähigkeit bezeichnet, objektive frühere, gegenwärtige
oder zukünftige Ereignisse zu erkennen oder vorher zu wissen. Die Ereignisse
sollen unabhängig von Raum und Zeit gesehen werden können. Solche Fähigkeiten
wurden in der Religionsgeschichte religiösen Spezialisten (Propheten, Wahrsagern,
Sehern) zugeschrieben und von ihnen für eine Rechtfertigung ihres göttlichen
Anspruchs behauptet oder ihnen von ihren Anhängern zugeschrieben.
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