Typologien

12. Februar 2011
Für meine Arbeit bevorzuge ich eine Typologie satanistischer Organisationen und
Gruppen, die sich stärker auf symbolische und kulturelle Typen bezieht. Es sei an
dieser Stelle noch einmal erwähnt, daß es nicht darum geht, satanistische Organisationen
und deren Vorstellungen, Praktiken etc. in geeignete Schubladen zu packen,
sondern es gilt zu erkennen, welche gemeinsame Phänomenologie die jeweiligen
Gruppen, Orden, „Kirchen“ aufweisen.
4.1 Ordens-Satanismus
Der rituell praktizierende Satanismus wirkt kirchen- und ordensgründend. Von seinem
Lehrgut ist er neugnostisch einzuordnen. Das Erscheinungsbild der Logen wird
aus dem Freimaurertum entlehnt sein, obwohl diese absolut nichts mit dem Satanismus
zu tun haben.
Der wichtigste Vertreter diesen Typs ist der oben schon erwähnte, von den beiden
Schweizer Theosophen Dr. Karl Kellner und Dr. Franz Hartmann 1895 gegründete
sexualmagische ausgerichtete Ordo Templi Orientis (O.T.O. = Orientalischer Templerorden).
1912 übernahm der zwielichtige Theodor Reuß den O.T.O. und veränderte die
bis dahin eher theosophisch- freimaurerischen Ansätze Kellner‘s hin in Richtung Sexualmagie.
Als Vorbild für die sexuellen Exzesse mußten die Templer-Orden des Mittelalters
herhalten. Crowley übte einen entscheidenden Einfluß nach seiner 1921 als „Bruder
Baphomet“ vollzogenen O.T.O.-Übernahme aus und ließ sich 1924 in Weida/Thüringen
als Weltheiland ausrufen20. Nach internen Querelen um die Nachfolge und das
Erbe Crowleys scheinen sich zwei Gruppen als legitime Nachfolger durchgesetzt zu
haben: Der Schweizer O.T.O. unter Führung von Hermann Metzger und der kalifornische
O.T.O. des verstorbenen Grady Mc Murthy, der seine Legitimation als Nachfolger
von Crowley direkt erhalten haben soll. Heute kann man dem O.T.O. bescheinigen,
wieder auf Konsolodierungskurs zu liegen. Gleichwohl dürfte der Mitgliederbestand
in Deutschland keine spektakuläre Ausmaße angenommen haben. Zu beobachten ist
allerdings eine weltweite Zunahme von Neugründung von O.T.O.-Organisationen.
Der internationale Sitz aller O.T.O.-Gruppen ist die US Grand Lodge mit ihrem Leiter,
dem Franko-Kanadier William Breeze (Ordensname: „Homo Homini Deus II.“). Die
deutschen Organisationen sind im folgenden mit Namen und Ort aufgelistet:
Allala Loge (Köln, Germany)
Astarte Lodge (Berlin, Germany)
Makhashanah Lodge (Hamburg, Germany) und
O.T.O. in Deutschland/Germany.21
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20 Sh. A. und F.-W. Haack, .Jugenspiritismus und -satanismus., S. 23f, München 1989
21 Sh. Internet: .Tranlator.s Guild.: Links to O.T.O. Bodies, 27.11.1998
Die sexualmagische Geheimloge Fraternitas Saturni (FS) ist eine im Jahre 1926 auf
den Berliner Okkult-Buchhändler Eugen Grosche, alias Gregor A. Gregorius (1888 bis
1969) zurückgehende Gründung. „Die Fraternitas Saturni – eine Saturnsloge – ist
eine wahre, gerechte unvollkommene, geheime und magische Loge.“22 , so sieht es
jedenfalls der mit seinem Initiationsnamen genannte Mstr. Giovanni. Das heißt nach
alten überlieferten Gesetzmäßigkeiten: „Eine wahre (echte) Loge bilden drei Meister;
eine gerechte Loge wird gebildet aus drei Meistern, einem Gesellen und einem
Lehrling; eine gerechte und vollkommene Loge muß aus mindestens drei Meistern,
zwei Gesellen und zwei Lehrlingen bestehen; eine geheime Loge deshalb, weil die
Mitglieder sich zu ihren Arbeiten bei verschlossenen Türen versammeln und über
alle ihre Arbeitsangelegenheiten strengstes Stillschweigen bewahren. Eine magische
Loge: einerseits werden magisches Weistum und magische Praktiken gehütet und
gepflegt, andererseits liegt dem Ritual praktische Magie zu Grunde und wird demzufolge
entsprechend zelebriert.“23
Im wesentlichen wurden die Lehren des O.T.O. mit dem thelemitischen Gesetz
übernommen. In der Fraternitas Saturni beschreitet man den Pfad der Erleuchtung
in initiatorischen Stufen begangen. Allein 33 Initiationsgrade kennt die Fraternitas:
– Novize
– Lehrling
– Scholasticus voluntatis (Schüler des Willens)
– Scholasticus verbi (Schüler des Wortes)
– Scholasticus vitae (Schüler des Lebens)
– Frater/Sorella (Bruder/Schwester)
– Servus juri (Diener des Rechts)
– Servus templi (Diener des Tempels)
– Gradus Mercurii (Grad des Merkur)
– Servus pentaculi (Diener des Fünfecks)
10° – Servus tabernaculi (Diener des Tabernakels)
11° – Servus mysterii (Diener des Mysteriums)
12° – Gradus solus (Grad der Sonne)
13° – Servus selectus imaginationes (Erwählter Diener der Imagination)
14° – Servus selectus magicus (Erwählter Diener der Magie)
15° – Servus selectus elemente (Erwählter Diener der Elemente)
16° – Sacerdos aionnos (Priester der Ewigkeit)
17° – Sacerdos maximus (Höchster Priester)
18° – Magus pentalphae (Eingeweihter der fünf Alphas)
19° – Magus sigilli salomonis (Eingeweihhter des Siegel’s Salomons)
20° – Magus heptagrammatos (Eingeweihter des Siebenecks)
21° – Magister selectus sapientiae (Auserwählter Meister der Weisheit)
22° – Magister perfectum potestatus (Vollkommener Meister der Macht)
66 Satanismus
22 Sh. .Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst., VIII.Jahrgang, Nr. 144/5, Aufsatz von
Mstr. Giovanni, .Die Ausstattung einer Saturnloge.
23 A.a.O., Mstr. Giovanni.
23° – Magister magnificus pneumaticus (Großer Meister der Luft)
24° – Princeps arcani (Fürst der Geheimnisse)
25° – Magister gnosticus (Gnostischer Meister)
26° – Magister aquarii (Meister des Wassers)
27° – Großkomptur
28° – Großkanzler
29° – Großinspektor
30° – Magister maximus Kadosh (Großer Kadosh-Meister)
31° – Magister templarius (Meister des Tempels)
32° – Princeps illustris tabernaculi (Erleuchteter Meister des Tabernakels)
33° – Gradus ordinis templi orientis sarturni (Grad des orientalischen Templerordens
des Saturn).
Als Mitgliederpostille fungierten die „Blätter für angewandte okkulte Lebenskunst“.
Der derzeitige Mitgliederbestand ist nicht erfahrbar. Die Bemühungen um Mitgliedergewinnung
auch über das Internet sind nicht zu verkennen. Es wurden mittlerweile
diverse „Übungszirkel“ gegründet. Hinzu kommen einige Abspaltungen wie
Neugründungen im Umfeld der Fraternitas, zum Beispiel die „Communitas Saturni“
oder die „Freie & Angenommene Magische Loge Hamburg“, die sich in der
direkten Sukzession der Fraternitas von 1928 sieht.
Diskussionswürdig bleibt aber noch ein anderer Punkt bei der Fraternitas Saturni,
nämlich die Frage nach Gewaltanteilen in den Ritualen und bei Fehlverhalten von
Mitgliedern. In Gesprächen weist man gerne daraufhin, daß man Gewalt an Menschen
und Tieren in jeglicher Form ablehnt. Demgegenüber steht ein Interview, daß
der Journalist Horst Knaut mit dem „Fraternitas Saturni-Mann“ und Großmeister
der Loge „Janada“ alias Walter Jantschik geführt hat.24 Hier auszugsweise einige
Zitate aus dem 1974 geführten Interview:
Knaut: Wo finden in Deutschland sexualmagische Riten der FS statt?
Jantschik: Was mir bekannt ist, in Berlin, Frankfurt und Neu-Isenburg.
Knaut: Was halten Sie von Menschenopfern?
Jantschik: Auch Menschen können geopfert werden… Ich bin für die Opferung von
Menschen. Es sollten sowohl Tiere als auch Menschen geopfert werden.
Knaut: Welches sexualmagische Erlebnis erstreben Sie als einen besonderen Höhepunkt?
Bitte beschreiben Sie Ihre Vorstellungen.
Jantschik: Reine Sexualmagie auf baphometisch-satanistischer Basis, kombiniert mit
schwarzmagischer Evokation zur Erzeugung eines astralmagischen Egregors oder
Vampirs, der für magische Handlungen später eingesetzt werden soll. Aber, wie
gesagt, die Partnerin soll sehr hübsch sein, langes Haar haben und vollkommen prädestiniert
sein. Es soll eine absolute magische Verschmelzung stattfinden und ein
magisches Wesen gezeugt werden.
Typologien 67
24 Zitiert bei Guido und Michael Grandt, .Schwarzbuch Satanismus., Pattloch Verlag,
München 1995.
Der damalige Leiter des „Temple of Set“ Stephen Flowers kommentierte die Vorgänge
in der Fraternitas: „Da die Gebiete, auf denen die Brüder und Schwestern der Fraternitas
Saturni gelegentlich magische Experimente durchzuführen wünschten, mitunter
rechtliche Schwierigkeiten mit sich bringen konnten, oder einfach vom Standpunkt bürgerlicher
Moral als geschmacklos betrachtet wurden, errichtete man verschiedene inoffizielle
‚Studienkreise‘… Zur einen oder anderen Zeit wurden in derartigen ‚Studienkreisen‘ allgemeine
sexualmagische Praktiken (besonders solche, bei denen mehrere Sexualpartner oder
Partner des gleichen Geschlechts beteiligt waren), Zeremonien, die den Gebrauch illegaler
Drogen beinhalteten, sowie Tieropfer… durchgeführt“25.
In der Nachfolge der FS, obwohl zu ihr keine Verbindung besteht, sieht sich die amerikanische
„Ancient Brotherhood of Satan“ (ABS) und deren Oberhaupt „demon
Egan“, ein amerikanischer Jazzmusiker, Filmemacher und Immobilienverkäufer. Die
ABS ist Herausgeber einer weltweit vertriebenen Zeitschrift „Brimstone“, die heute
offiziell nicht mehr zu bekommen ist.
Der Ordo Saturni (OS), 1980 gegründet von Dieter Heikaus, dem 1978 aus der FS
ausgestiegenen Großkanzler „Frater Honorius“, kann als selbständige Tochterloge
der Fraternitas Saturni bezeichnet werden. Sie ist thelemitisch ausgerichtet und
arbeitet magisch-rituell. Getragen wird der OS von einer „Esoterischen Studiengesellschaft
e.V.“ in Ankum bei Bersenbrück ansässig. Neben Crowley und seinen
Schriften gelten die Person des ehemaligen FS-Großmeister Gregor A. Gregorius.
Nach Elternprotesten mußte Heikaus seinen Schuldienst quittieren und verlegte den
Sitz seiner „Esoterischen Studiengesellschaft von Bersenbrück nach Dortmund, während
der „Ordo Saturni“ in Bremen eine neue Residenz aufschlug. Weitere Neugründungen
gingen wohl auf das Konto Heikaus’s, zum Beispiel der Verein „Weltliches
Saturn-Kloster“26 Neuere Gerüchte besagen, daß der Ordo Saturni inzwischen
aufgelöst sei. Eventuell würden die Mitglieder zu der Fraternitas Saturni gewechselt
sein, wenn nicht sowieso eine Doppelmitgliedschaft vorhanden war.
Thelema-Orden des Argentum Astrum, heute Thelema Netzwerk, gegründet
durch den 1949 geborenen Michael Dieter Eschner. Eschner behauptet von sich, die
Reinkarnation Aleister Crowleys zu sein. Nach Aussage des Frankfurter Führer des
Illuminatenordens H. Engler wäre das die sechzehnte bekanntgewordene „Crowley-
Reinkarnation“. Außerdem fühlte er sich, als das „große Schwein – 666“, der thelemitischen
Tradition verpflichtet. Eschner kam aufgrund rituellen Mißbrauchs (u.a.
durch Folter, z.B. Daumennagelbisse) von (Ex-)Mitgliedern und insbesondere wegen
sozialhilferechtlicher Angelegenheiten mit der Berliner Justiz in Kontakt. Nach dem
Prozeß verlegte er sein Domizil nach Bergen/Dummen in die Lüneburger Heide.
Auch hier kam es wieder zum „(Rituellen) Mißbrauch“ mit Körperverletzung
(sexuelle Nötigung mit Analkoitus, zweifache Vergewaltigung, Folter mit brennen-
68 Satanismus
25 Stephen Flowers . zitiert bei a.a.O., Guido und Michael Grandt.
26 Peter R. König, .Das O.T.O.-Phänomen. München 1994, zitiert bei a.a.O.,
Guido und Michael Grandt.
den Zigaretten im Brustbereich usw.) von ausstiegswilligen Frauen. Diesmal schickte
das Gericht Eschner für sechs Jahre ins Gefängnis und ließ ihn in der JVA Uelzen
einsitzen. Dank seiner guten Führung brauchte er nur einen Teil seiner Strafe absitzen
und wurde unter Bewährungsauflagen noch Ende 1998 auf freien Fuß gesetzt.
Eschner ahmte Crowleys Treiben in Cefalu nach und praktizierte selbstverständlich
auch dessen Perversitäten. Kot und Urin, unter Betäubung mit Wodka und als
„Lehrabend“ oder „Ekeltraining“ deklariert, mußten Einstiegswillige konsumieren,
damit neben der „neuen Erfahrung“ auch ihre psychische Umkonditionierung im
Sinne der Organisation und ihres Leiters (Eschner als Abt von Thelema) stattfinden
konnte. Auch die schon bekannten Rasierklingenschnitte beim Aussprechen des
Unwortes „Ich“ und die Führung eines „magischen Tagebuches“ (magical records)
durften nicht fehlen. Ganz zu schweigen, das Eschner die unumstrittene Leiterschaft
streitig gemacht werden konnte. Die heutige Mitglieder- und Sympathiesantenszene
dürfte sich ausgeweitet haben, zumal nach dem Fall der Mauer ein neues Betätigungsfeld
in den östlichen Bundesländer gesucht wird. Der Verlag Evolos, früher
Kersken-Canbaz in Bergen, vertreibt das thelemitische Gedankengut und die monatlich
erscheinende Hauspostille „Abrahadabra“ (AHA), klärt den geneigten Leser
über Internas und Ritualsysteme auf. Eschner bietet neuerdings im Internet seine
„MDEs Mysterienseite“ mit den typischen thelemitischen Ansätzen an.
Ein typischer Vertreter des rituellen Satanismus ist noch die im Stile einer Kirche aufgezogene
„Ecclesia Gnostica Catholica“, deren jeweiliger Leiter für ihr bischöfliches
Amt“ eine „apostolische Sukzession“ für sich in Anspruch nehmen. Sie ist eine Tochtergründung
des O.T.O. und hat von Crowley das Ritual (canon missae) übernommen,
in dem u.a. „To Mega Therion, Hermes, Pan, Priapus, Simon Magus, Bardesanes,
Roderich Borgia, Papst Alexander VI, , Ludovicus, Rex Bavariae, aber auch
Crowley selbst“ angerufen werden.
4.2 Rationalistischer Satanismus
Der rationalistische Satanismus sieht in Satan keine anthropomorphe Gestalt, sondern
eine Chiffre, ein Symbol der Auflehnung gegen den allgemeinen ethischen und
religiösen Konsens in der Gesellschaft. Alles, was in der Gesellschaft tabuisiert worden
ist, wie Sexualität, Gewalt, Ekstase, ausschweifender orgiastischer Lebensstil,
wird wieder eingeführt und damit bewußt ein Bruch mit den gängigen moralischen
Vorstellungen provoziert. Hier wird der Satanismus tendenziell zur atheistischen
Religion27, in der das Leben, die Natur, und die Vernunft religiös-ideologisch überhöht
werden. Liturgien und Rituale des Christentums werden benutzt und ins
Gegenteil verkehrt, damit soll die emotionale und reale Absage an christlich-jüdische,
messianische Traditionen besiegelt werden.
Typologien 69
27 Sh. M. Introvigne, a.a.O., S. 169.
Als ein typischer Vertreter dieser Richtung kann Anton Szandor LaVey (bürgerlicher
Name: Howard Levy) mit seiner am 30. April 1966 (Walpurgisnacht) gegründeten
kalifornischen „Church of Satan“ gelten. Der „Irdische Vertreter seiner Höllischen
Majestät“, so seine Eigenbezeichnung, verfaßte im gleichen Jahr die „Satanic Bible“
mit den neun „Satanic Statements“, die die typische Auffassung des rationalistischen
Satanisten LaVey widerspiegeln:
1. Satan repräsentiert das Gewährenlassen anstelle der Abstinenz.
2. Satan repräsentiert das Vitale anstelle leerer spiritueller Träume.
3. Satan repräsentiert unbegrenzte Weisheit statt heuchlerischen Selbstbetrug.
4. Satan repräsentiert freundliches Verhalten einzig denen gegenüber, die es verdienen,
anstelle nutzloser Liebe gegenüber Unwürdigen.
5. Satan repräsentiert Rache, anstatt die andere Wange hinzuhalten.
6. Satan repräsentiert bei Auseinandersetzungen die Verantwortlichkeit dessen, der verantwortlich
ist, anstelle der Sorge um psychische Vampire.
7. Satan repräsentiert den Menschen als nichts anderes als ein anderes Tier, manchmal besser,
aber viel häufiger schlechter als jene, die auf vier Füßen gehen, ein Tier, das mit seiner
angemaßten göttlichen Entwicklung intellektueller und spiritueller Art schlimmer als alle
anderen Tiere geworden ist.
8. Satan repräsentiert alle sogenannten Sünden, soweit sie physischer, geistiger oder emotionaler
Befriedigung dienen.
9. Satan ist der beste Freund, den Kirche jemals gehabt hat, weil sie ihn all‘ die Jahre im
Angebot gehabt hat.28
Dazu kamen noch weitere 11 zur selben Zeit geschriebenen Regeln, die aber zur
damaligen Zeit aus Gründen der fehlenden Akzeptanz in der amerikanischen
Gesellschaft nicht veröffentlicht und nur den Mitgliedern als „Lex Satanicus“ (das
Gesetz des Dschungels sozialer Wechselwirkung) zur Kenntnis gebracht wurden. Sie
beinhalteten einen Verhaltenskodex, der in der 11. Regel in der Aussage gipfelte:
„Wenn du auf offenem Grund unterwegs bist, belästige niemanden. Wenn dich jemand belästigt,
bitte ihn, damit aufzuhören. Wenn er nicht damit aufhört, vernichte ihn.“29
Die Church of Satan kennt fünf Initiationsgrade:
1° Satanist bzw. Setian – Bei einer Aufnahme in die Church erhält jeder sofort den
Grad „Setian“. Keine besonderen Pflichten werden ihm auferlegt. Beim Tempel of
Set kann man allerhöchstens zwei Jahre den Status „Setian“ innehaben.
2° Zauberer bzw. Adept – Durch eine Prüfung muß das einfache Mitglied seine Befähigung
nachweisen, die Inhalte der „Satanic Bible“ anwenden zu können um als
Zauberer oder Adept von den jeweiligen Organisationen anerkannt zu werden.
3° Priester von Mendes – In der „Satanic Bible“ steht, ein Mitglied könne als
„Erwählter“ erkannt werden, aber nicht von anderen menschlichen Wesen, sondern
von den Mächten der Finsternis. Den Führern der Organisation ist vorbehalten, eine
„Erwählung“ festzustellen und auszusprechen. Der Erwählte kann die Ordination
70 Satanismus
28 Anton Szandor LaVey, .he Satanic Bible., S. 25, 1966
29 A.a.O., Peter H. Gilmore.
ablehnen oder annehmen. Bei Annahme hat er das Recht, eigene Organisationen ins
Leben zu rufen und Initiationen durchzuführen.
4° Magister – Je nachdem welches Wissen, Verständnis und magische Potenz ein
Priester in Sachen Satanismus an den Tag legt, erhält er vom Hohepriester die Ernennung
zum „Meister des Gewölbes“, „Meister des Tempels“ oder zum „Großmeister“.
5° Magus – Dieser höchste Grad soll den Willen des Fürsten der Finsternis selbst
reflektieren. Auch hier erhält der Initiierte wie beim 4° besondere organisatorische
Befugnisse.
6° Ipsissimus – wurde vom „Temple of Set“ hinzu gefügt und galt als Ehrentitel für
den als Führer zurückgetretenen Michael A. Aquino.30
1975 fand die große Trennung statt, aus dem der „Tempel of Set“ als wichtigste
Gruppierung hervorging. Ärger brachte der Vorwurf an die Adresse LaVey’s, er
würde „satanistische Priesterweihen“ verkaufen. Die Mehrheit der Anhänger der
„Church of Satan“, vermutlich über 500 Priester, wechselten in das Lager von Aquinos
„Temple of Set“. Heute dürfte die Church of Satan dank der Zunahme von
Unterabteilungen weltweit durchaus wieder eine Rolle spielen.
4.3 Okkultistisch-traditioneller Satanismus
Der okkultistisch-traditionelle Satanismus akzeptiert das Welt- und Geschichtsverständnis
der Bibel. Satan, der Gegenspieler Gottes, ist der Herrscher dieser Welt.
Seine Power wird sich durchsetzen und insofern ist das Christentum ein Auslaufmodell.
Wir finden bei den Organisationen und Gruppen dieses Typus einen ausgeprägten
Dualismus vor.
Ein typischer Vertreter dieser Gattung ist der Temple of Set des Dr. Michael A. Aquino.
Durch die Anrufung des „Fürsten der Finsternis“ sucht Aquino eine höhere Legitimation
für die Neugründung seiner Organisation. Auch hier, ähnlich wie bei Crowley,
bekommt der Visionär Kontakt mit einer „dunklen Gottheit“, die sich als „Set“
aus der ägyptischen Mythologie identifizieren läßt und ihm durch Diktat das „Buch
des Lebens“, das spätere zentrale Werk des Temple, offenbart31. 1975 wird der Temple
of Set als gemeinnützige Kirche mit einhergehender Steuerbefreiung staatlicherseits
in den USA anerkannt. Aquino, dem die wirklich erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit
LaVeys ein Dorn im Auge war, besann sich wieder auf esoterische Traditionen:
zum Beispiel keine öffentlich zugänglichen Rituale, Probezeit von zwei Jahren, alle
Ämter bleiben „Ehrenämter“ und unterliegen keiner Honorierung. Die Gradeinteilung
ist ähnlich der bei der Church of Satan und die Organisation wird vom „Rat der
Neun“ geleitet, deren Mitglieder wiederum auf neun Jahre gewählt sind. Nach Aquino
wurde der Tempel von dem Englischprofessor Steven Flowers geleitet.
Typologien 71
30 A.a.O., Thomas Schweer.
31 Sh. Joachim Schmidt, a.a.O., S. 173
Aquino und der Temple of Set propagierten und praktizierten die „kleine und große
schwarze Magie“. In der kleinen schwarzen Magie geht es im wesentlichen um die
Anwendung „von einfachen Tricks der Desinformation bis zu extrem subtilen und
komplexen Manipulationen psychologischer Faktoren in der menschlichen Persönlichkeit“
32, die Aquino als Offizier der US-Navy, dort zuständig für Spionageabwehr
und Desinformation, sich während seiner Dienstzeit angeeignet hat. Die große
schwarze Magie ist ein in weiten Teilen übernommenes Ritual des „Golden Dawn“.
Das Ziel dieses Prozesses wird mit der „magischen“ Parole des „Zeitalter des Sets“
Xeper (= Werde!) eingeleitet. Hier wird mit Hilfe des „Fürsten der Finsternis“ (Satan)
der Wille des Ritualzelebranten zu höchsten Formen und Stufen der Selbstverwirklichung
„kultiviert“.
4.4 Luziferismus
Im Luziferismus wird die Gestalt Satans überwiegend positiv gesehen. Er ist in der
manichäischen und gnostischen Tradition der „Lichtbringer“ und die Personifizierung
des unabhängigen und selbstbewußten Geistes. In diesem Zusammenhang
muß auf C.G. Jung’s „Psychologie des Unbewußten“ und seiner Idee von den Archetypen
(Bilder des kollektiven Unbewußten, z.B. aus verschieden Mythologien die
Gottheiten). Von daher wird von einem Teil luziferistischer Satanisten anstatt der Trinität
eine Quarternität favorisiert. Neben dem Vater (die Einheit) und dem Heiligen
Geist (die Versöhnung) gibt es noch die beiden Söhne Christus und Teufel (der Konflikt).
Luzifer (Satan oder Teufel) wird somit als vierte Person, Seinsform oder Emanation
Gottes verstanden.33 In der Gegenwart gibt es noch kleinere, die Öffentlichkeit
scheuende Gruppierungen in der Bundesrepublik.
Bei den nächsten sechs Kategorien des Satanismus spielen symbolische oder (religions-)
geschichtliche Kriterien für die Klassifizierung keine Rolle. Vielmehr sind
ihre Einstufungskriterien im psychosozialen, soziologischen oder kulturellem
Umfeld zu suchen.
4.5 Acid-Satanismus
Ziel ist es, mit Hilfe von Drogen orgiastische und sadistische Satansriten zu feiern.
In diesem Zusammenhang kommt es häufig zu rituellem Mißbrauch von jungen
Frauen, zur Gewaltanwendung gegen Tiere und zur Sachbeschädigung von fremdem
Eigentum. Der eigene praktizierte Satanismus muß in diesem Bereich durch
körperliche Auffälligkeiten (Tätowierung und Pearcing) „proklamiert“ werden. Eine
der bekannteren Gruppen ist der „Temple of Psychic Youth“. Aber auch Charles
72 Satanismus
32 Sh. M.A. Aquino, .Black Magic in Theory and Practise. in .The Crystal Tablet of Set., S.5 f., 10ff.
33 Sh. Auch Massimo Introvigne, a.a.O., S. 202.
Manson und seine „The Family“, die für die 1969 begangenen Ritualmorde an der
Hollywoodschauspielerin Sharon Tate (damalige Ehefrau des Regisseurs Roman
Polanski) und weiterer Personen haftbar gemacht wurden, gehören in dieses Genre.
Kennzeichnend für diese Bewegung ist die mangelnde Organisationsfähigkeit, ein
nur schwach ausgeprägtes Ritualsystem, aber dafür den unbändigen Willen alle
gesellschaftlichen Konventionen über Bord zu werfen. „Entweihungen“ (Profanierung)
von Kirchen, Vandalismus auf Friedhöfen gehören genauso zu den Kultpraktiken,
wie das „Feiern“ von Tieropfer-Ritualen oder das Begehen von Ritualmorden.
Wobei diese als Fanal des Unterganges abendländisch-christlicher Kultur verstanden
sein will. Bei einem gewissen Teil solcher Fälle ist davon auszugehen, daß die
Medien (Fernsehen und Presse) die Folie für das Praktizieren dieser Rituale bieten.
4.6 Psychotischer Satanismus
Er ist weder organisiert noch in seinen Ritualpraktiken strukturiert. Psychotische Satanisten
sind in ihrem Persönlichkeitsprofil entsprechend Einzelgänger. Rituale werden
nur alleine oder im kleinen Kreise (zwei oder drei Personen) zelebriert. In „Blutritualen“
werden sich z.B. am Unterarm Schnitte zugefügt und das so gewonnene Blut Satan
geopfert. Anlaß oder Auslöser der Ritualpraxis können u.a. „innere Stimmen“ sein, die
oftmals auf psychopathologische Ursprünge (z.B. Psychosen) zurückzuführen sind. Es
ist nicht auszuschließen, daß es in diesem Bereich zu „wahnhaft“ motivierten Straftatbeständen,
im Extremfall bis zu Tötungen von Menschen kommen kann.
4.7 Privatsatanismus
Hier haben wir es mit Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts zu tun, die
sich Satan zuwenden, ohne gleichzeitig eine organisierte Struktur akzeptieren zu wollen.
Der Wissenstand ist je nach intellektueller Reife als hoch zu bezeichnen. Der „Privatsatanist“
beschafft sich Informationen aus alten Bibliotheken, besucht „Volkskunde-
Seminare“ an den Universitäten oder surft im Internet und pflegt über entsprechende
Chats (Diskussionsforen) den Austausch mit Gleichgesinnten. Als Ritualvorlagen
dienen alte Schriften und Publikationen der bekannten Esoterik- und Okkult-
Verlage, wie die berühmt-berüchtigte „Schwarze Reihe“ aus dem Richard Schikowski-
Verlag Berlin. Friedrich-Wilhelm Haack hat meines Erachtens recht, wenn er in seinen
Anmerkungen zum Satanismus34 darauf verweist, daß „… hinter einer Hinwendung
zum Privatsatanismus mit gewisser Wahrscheinlichkeit nicht einzelne Entschlußhandlungen
stehen, sondern kombinierte Problemlagen, entstanden etwa aus
sozialer Isolation, emotionaler Dissatisfaktion und moralischer Ambivalenz.“
Typologien 73
34 Sh. Friedrich-Wilhelm Haack, .Anmerkungen zum Satanismus., Moonchild-Edition 17,
München 1991.
4.8. Krimineller Pseudosatanismus
Soll verdeutlichen, daß zunehmend verschiedene Bereiche organisierter krimineller
Verhaltensweisen international eine Verbindung eingehen. So kann man im Internet
z.B. bei den Homepages von satanistischen Organisationen sofort auch Links zu Pornographie-
Anbietern finden. Nicht erst seit den Ermittlungen gegen den Mörder
und Kinderschänder Dutreaux in Belgien kursieren Gerüchte, daß Kinder aus der
Pädophilen-Szene an Satanisten oder umgekehrt „vermietet“ oder schlimmer noch
verkauft werden, um den jeweiligen Abarten der Gruppenmitglieder in beiden
Bereichen zur Verfügung zu stehen. Satanismus ist oftmals in diesem Bereich nur
aufgesetzt, um die eigentlichen Absichten zu verschleiern. In diesem Milieu kommt
es zu fast allen Arten von halblegalen oder kriminellen Geschäften von Verkauf indizierter
Spielesoftware über Prostitution bis zu Rauschgift-Deals.
4.9 Jugendzentristischer Satanismus
Ist im Grunde genommen kein echter Satanismus. Jugendliche möchten sich auf
allen Ebenen, also auch im jugendkulturellen Bereich, von der Welt der Erwachsenen
abgrenzen. Das ist für ihre Entwicklung und Erziehung zur Eigenständigkeit unabdingbar
und von größter Wichtigkeit. Jugendliche werden in der Polarität zur als
langweilig, abgesicherten, technisierten und durchgestylten, mit wenig Raum für
Abenteuer versehenen apostrophierten „Erwachsenenwelt“ ihre eigene Identität mit
ihren originären Ausdrucksformen suchen. In diesem Zusammenhang spielen
Gewaltphantasien durchaus eine Rolle. Wodurch unterscheidet sich jugendzentristischer
Satanismus vom echten? Ersterer bietet keine Gewähr auf Dauer. Die Gruppen,
kaum durchorganisiert, treffen sich sporadisch an für sie geeignete, oftmals von der
Allgemeinheit nicht bekannten Orten. Es gibt zwar einen Initiator oder Anführer,
aber keine hierarchisch ausgebildete Struktur. Auch sind die Rituale nicht systematisiert
oder gar theoretisch fixiert. Alles ist im Fluß. Als Vorlage für die Ritualpraxis
dienen alle möglichen Arten von Literatur (Bücher, Illustrierte, Jugendzeitschriften,
wie „Bravo“, „Bravo Girl“), aber auch die inhaltlichen Beigaben von CDs, Videos
oder Filme, wie auch Berichte in den einzelnen Fernsehsendern. Oftmals werden in
diesem Rahmen Tieropferungen vollzogen oder es kommt zu „Entweihungs-Ritualen“
(Profanierungen) in und an Kirchen oder zu einem fanalistischen Friedhofsvandalismus.
Manche „Sprühaktionen“ an Hauswänden oder Strom- und Schaltkästen
werden aus einem jugendzentristischem Ansatz im Bedürfnis einer Abgrenzung zur
Erwachsenenwelt heraus geschehen sein. Hier sollte man mit einer vorschnellen Kriminalisierung
der Jugendlichen recht vorsichtig sein.
74 Satanismus
4.10 Kultursatanismus
Diese Spielart kann hier nur grob angerissen werden. Leider gibt es für diesen Bereich
kaum brauchbare und gute Veröffentlichungen in Deutschland, von ein paar Aufsätzen
einmal abgesehen. Die meisten Abhandlungen beziehen sich mehr oder weniger
auf spektakuläre Quellen. Selbst heute geistert noch die Veröffentlichung von U. Bäumer,
„Wir wollen nur deine Seele – Rockmusik und Satanismus – Daten, Fakten,
Hintergründe“, mit seinen teilweise willkürlichen Schlußfolgerungen durch deutsche
Buchhandlungen. In dieser Abhandlung identifiziert der Autor Bands wie die „Rolling
Stones“35, „AC/DC“, „Led Zeppelin“ oder „Eagles“ undifferenziert als Wegbereiter oder
Involvierte des Satanismus. Nicht nur daß Bäumer linguistisch daneben liegt, denn
Satanismus war nicht das Problem der Rockmusik, ergeht er sich in spekulative Hypothesen,
deren Beweis er nicht anzutreten vermag. Der Name „Black Metal“ bezieht
sich auf die zweite LP der Gruppe „Venom“ aus dem Jahre 1982. Die ursprünglich satanistischen“
Inhalte der Bands der 80er Jahre wurden überlagert durch Endzeitthemen
Mitte bis Ende der 80er Jahre und mündeten in den „Trash Metal“, der gekennzeichnet
ist durch Destruktion, Blasphemie, Perversion, Gewaltphantasien, Zerstörungswut.
Anfang der 90er Jahre erscheint als neues Subgenre der „Death Metal“ mit dem für ihn
typischen „kehlkopfkrebsartigen Gesang“ und den auf Baß heruntergestimmten Gitarren.
Inhaltlich wird jetzt der Tod, Nekrophilie mit allen ihren perversen Spielarten, aber
auch wiederum im „neuen“ Black Metal (BM) „Satanismus“ thematisiert.
Als Beispiel dient der auszugsweise aufgeführte Text „Seven Churches“ von der
Gruppe „Possessed“:
heilige hölle
heilige hölle – tod für uns
stansfell unheilige lust
teufelswasser beginnt zu fluten
gott ist geschlachtet trinkt sein blut
satans sohn ist neu geboren
dem tod verschworen
tage von hass und tage von schmerz
ewigkeit für satans herrschaft
da war blut und schmerz
da war extase
gier nach magie hexengier
zauberei
Typologien 75
35 Sh. U. Bäumer, .Wir wollen nur Deine Seele., CLV, Bielefeld, 9. Auflage, 1992. Hier überschreibt
und übersetzt er in Anlehnung an den Rolling Stones-Titel .Sympathy for the Devil. ein Kapitel
mit .Symphatie für den Teufel., ohne die idiomatische Bedeutung von .sympathy for..
(nämlich .Mitleid mit….), die im Text deutlich Anwendung findet, zur Kenntnis zu nehmen.
spür die macht spür die glut
tief da unten
töte leute kille sie
nimm ihre seele
geschwärzte messen geschwärzte kreuze
ritual ab die köpfe kehlen durch
nimm den sündenfall auf dich.
Ein inhaltlich wichtiges Motiv wird im nächsten Text angesprochen, nämlich die
(rituelle) Tötung kleiner Kinder. Schon in A. Crowley’s „Liber Al vel Legis“ wird
darauf Bezug genommen, das ein neugeborenes männliches Kind das wohlgefälligste
Opfer für Satan sei. Kerry King von der Gruppe „Slayer“, USA, nimmt die damit
verbundene Crowley’sche „Blutlehre“, daß das Blut, als Sitz des Lebens, die meisten
Kräfte enthält in seinem Stück „Kill again“ (Töte noch einmal) auf und pervertiert
sie ins „Splatter-Niveau“, wo es unter anderem heißt:
Schizophrener Irrer
Unkontrollierte Gier
Vergewaltigung und Verwüstung schöne Dame
Zum Tode bestimmt
Kein offenbares Motiv
Nur töten und wieder töten…
…Die Wut vieler Menschen
Menschenmordender Verrückter…
…Schlitze ihr Fleisch auf in Streifen
Schau das frei strömende Blut
Töte den einzigen Sohn des Predigers
Schau zu wie das Baby stirbt
Das Auseinanderreißen der Glieder
Trink das reinste Blut
Erbarmungsloser Drang zu töten
Tod über dich
Der du der nächste bist
Der in der Reihe wartet.
Mitte der 80er Jahre erhält der „Black Metal“ seine „zweite Luft“ und ist, ideologisch
verschärft gegenüber der ersten „Black Metal-Welle“, voll wieder im Geschäft. In der
Black-Metal-Szene lassen sich zwischenzeitlich zwei ideologische Richtungen rausfiltern.
Zum ersten ein zunehmend an Bedeutung gewinnender Black Metal, favorisiert
von französischen und polnischen Gruppen, der Satanismus und neofaschistisches
Gedankengut verbindet, wird neuerdings als „NS-Black Metal“ benannt.
Zum anderen die norwegischen „Black Metal’er“, die ca. 1984 mit der Gruppe „Mayhem“
die geistige Führerschaft übernehmen. Seit dem Tod des Mayhem-Sängers
„Dead“ 1991 wird bei den „Norwegern“ der ideologische Blick weg von Natur und
76 Satanismus
Ökologie, alter Religion hin zu einem „arisch-germanischen“ gewaltbereiten Satanismus
gelenkt. Allen voran Euronymus von „Mayhem“ rief das sogenannte „Black
Metal Council of Norway“ ins Leben und begann mit seiner selbstgestellten Aufgabe,
die Welt von nicht wahrhaft ergebenen Black-Metallern und dem Satanismus
abschwörenden Death Metal-Bands zu reinigen. Wobei das größte Ideal zu sein
scheint, die Welt in ein zweites Mittelalter, der Ära düsterer Riten und unheilvoller
Todesbotschaften zu stoßen. Seine Parole: „Black Metal ist für brutale Leute; Leute,
die fähig sind zu töten!“36 erhielt einen praktischen Anstrich durch die Aufstellung
einer „Todesliste“, in der abtrünnige Black Metal-Musiker namentlich aufgeführt
waren.
Als ein weiterer wichtiger Mann der norwegischen Black Metal-Szene gilt der
damals 22jährige Varg Vikernes von der Gruppe „Burzum“, auch bekannt unter seinem
Spitznamen „Greven“ (der Graf). Er war Mitbegründer des „Norway Inner Circle“,
einer militant auftretenden Vereinigung von satanistisch angehauchten „Black
Metal-Musikern“, die Satanismus mit arisch-germanischen und keltischen Ansätzen
koppelten. Vikernes Menschenbild ist bezeichnend für die Szene: „Menschen sind
wertlos und dumm, sie existieren, um einem Führer zu folgen.“37 Deshalb war es für
ihn ein konsequenter Schritt, den Satanisten und Black Metal-Musiker Oystein Aarseth,
alias „Euronymus“, der bis dato als Kopf des norwegischen „Black Metal
Council of Norway“ galt, aus Konkurrenzgründen zu ermorden38. Vikarnes mit seinem
Pseudonym „Count Grishnackh“ und anderen Mitgliedern des „Inner Circle“
sind mittlerweile zahlreiche Straftaten, unter anderem Mord, Mordanschläge, Körperverletzungen,
Kirchenbrandstiftungen (in über 20 Fällen sind alte norwegische
Stabkirchen abgefackelt worden) zur Last gelegt worden. Der „Graf“ führt, obwohl
zu lebenslanger Haft verurteilt, seine „Geschäfte“ aus dem Knast weiter. Nicht nur
Vikarnes, auch andere Black Metaller mordeten, so z.B. der Schlagzeuger der Gruppe
„Emperor“ Bard G. Eithin, Pseudonym „Faust“, in Lillehammer einen Homosexuellen.
Bands, die laut Mühlmann dem „Norway Inner Circle“ angehören, heißen:
„Burzum“, „Dark Throne“, „Emperor“, „Immortal“ und „Mayhem“.
Inzwischen hatte sich, von den Norwegern beeinflußt, eine „German Black Metal
Mafia“ in Deutschland gegründet, die angeblich, analog zur norwegischen Szene,
eine „Todesliste“ im Untergrund zirkulieren ließ, wo „unliebsame Redakteure“ oder
andere „Black Metal-Kritiker“ als potentielle Todeskandidaten verzeichnet waren.
Heute ist es in Deutschland anscheinend ruhiger geworden und auch die „German
Black Metal Mafia“ scheint nicht mehr existent. Allerdings hat sich die Neugründungswelle
von Black Metal-Band’s auf hohem Niveau stabilisiert und bleibt weiterhin
ungebrochen. Auch das andere Kennzeichen, nämlich der ideologische Aspekt:
für die Unterstützung des satanistischen Glaubens auch Straftaten begehen zu wol-
Typologien 77
36 Sh. Artikel von Robert Müller, .Satanische Verse. in Metal Hammer, 6/1993
37 A.a.O., Robert Müller
38 Sh. Die Reportage von Wolf Rüdiger Mühlmann im Göttinger Tageblatt, .Satanismus und Musik.,
Sn. 25 . 27, 9.2.1995.
len oder zu müssen, wird von einigen „Hardcore-Black Metal-Band’s“ weiterhin in
der Öffentlichkeit vehement vertreten. So interviewte im Internet das Magazin
„Black Metal-Almanach“ Anfang 1999 über die nur in der Szene bekannte Homepage
„Wolfenstein“39 viele deutsche Bands und legte ihnen 20 Fragen zur Beantwortung
vor. Die 16. Frage bezog sich auf das kriminelle Milieu satanistischer Vorstellungen
und Praktiken im Bereich des Black Metal:
Frage 16:
Wie ist Eure ganz persönliche Meinung zu den, gemäß Gesetz strafbaren, Handlungen wie
Kirchenbrandstiftungen, Friedhofsverwüstungen und Mord, die derzeit von Szeneaktivisten
begangen wurden? Sind diese Handlungen, was Eure ganz persönliche Meinung betrifft,
weiterhin strafbar oder heiligt diesmal der Zweck die Mittel?
Die Antworten fielen typisch für die „Szene-Aktivisten“ aus und ließen es an Deutlichkeit
nicht vermissen. Zum Beispiel die Gruppe „Eternity“ aus Nordhausen
äußerte sich in folgender Weise dazu: „Jede Aktion, die dazu dient, der jämmerlichen
Christenheit einen Schaden zuzufügen ist es wert, unterstützt zu werden, sei es nun eine
Kirchenbrandstiftung oder, wenn nötig, auch ein Mord an einem oder mehreren von ihnen.
Leider ist dies aber nun mal schwer strafbar, da einige diesbezüglich wohl doch anderer Auffassung
sind. Friedhofsverwüstung ist dagegen einfach nur idiotisch und vor allem sinnlos.“
„Tsatthoggua“ sieht es ähnlich wie Eternity, nimmt aber gegenüber Tötungen und
Mord eine diametrale Position ein: „Kirchenbrandstiftungen finden wir cool! Das ist eine
echt lockere Sache, die eine Menge Mut erfordert. Wie gern würde ich die Christenkirchen in
unserer Stadt abfackeln. Leider müßte ich mit schweren Repressalien seitens des Staates rechnen.
Da ich das Leben genieße und keinen Bock auf den Knast habe, lasse ich das lieber sein.
Das Gesetz verbietet Vandalismus und das ist eigentlich auch in Ordnung. Wir möchten ja
auch nicht, daß jemand unser Haus anzündet. Mord ist eine diffizile Sache. Die Hintergründe
bleiben ja oft im Verborgenen, aber ich denke, es ist ein Zeichen von mangelndem
Selbstbewußtsein. Da Mord ja meistens emotionale Beweggründe beinhaltet (z.B. Eifersucht)
läßt der Mörder sich also zu sehr von seinen eigenen, unwichtigen und dazu kurzfristigen
Gefühlen leiten. Mord ist eine christliche Sache (Inquisition), die wir nicht gutheißen können.
Der erhabene Mensch steht über solchen Gefühlen. Wir sind ganz klar gegen Mord und
auch gegen die Todesstrafe.“
Die Black Metal’er von „Pesttanz“ haben wiederum Probleme mit Brandstiftungen,
allerdings Mord wäre unter bestimmten Voraussetzungen für sie denkbar: „Im Prinzip
habe ich gegen Mord nichts, ich habe allerdings keine Lust für so etwas ins Gefängnis zu
gehen; wäre es straffrei, hätte ich keine Probleme damit, jemandem in einer fairen Auseinandersetzung
zu töten. Kirchenbrandstiftungen sehe ich eher negativ, denn solch großartige
Bauwerke, wie z.B. der Kölner Dom und andere gotische Bauwerke und norwegische Stab-
78 Satanismus
39 Sh. http://www.wolfenstein.com/almanach/intis/eterity.html,13.01.1999
Sh. http://www.wolfenstein.com/almanach/intis/tsatthoggua.html, 06.01.99
Sh. http://www.wolfenstein.com/almanach/intis/pesttanz.html, 06.01.1999
Sh. http://www.wolfenstein.com/almanach/intis/absurd.html, 06.01.1999
kirchen sind viel zu faszinierend, um zerstört zu werden. Da ich die Toten ehre, habe ich eine
geteilte Meinung zu Grabschändungen; einerseits richten sie sich gegen das Christentum,
andererseits habe ich zu großen Respekt vor den Toten, im Besonderen vor gefallenen Soldaten
(ein großes Heil! An Euch!), als daß ich zu solchen Mitteln greifen würde.“
Den Vogel schießt die Gruppe „Absurd“ mit ihrem Bandleader Henrik Möbus ab.
„Absurd“ verbindet zunehmend satanistische Ansätze mit germanischen und neofaschistischen
Vorstellungen und stellt konsequent fest: „Wir begrüßen jede Aktion, die
sich gegen die jüdisch-christliche Fremdherrschaft auf germanischem Boden im speziellen
und gegen das erbärmliche Dasein der Herdenmenschen (gemeint sind hier die Christen,
Anm. d. Verf.) im allgemeinen richtet. Es gibt im Black Metal keine klare Trennlinie zwischen
Fiktion und Realität, beides geht ineinander über und somit ist aus unserer Sicht völlig
legitim, nicht nur über extreme Handlungen zu singen, sondern diese auch zu begehen.
Natürlich geht jeder B.M.-Aktivist das Risiko der „Strafverfolgung“ ein, aber wer die Abläufe
bei der Justiz kennt, der wird entsprechende Vorkehrungen treffen, um nach erfolgreicher
Tat nicht durch die Fahndung etc. ermittelt zu werden… es ist somit ein kalkulierbares Risiko
und solches kann und muß man in seinem Leben sowieso eingehen.“ Möbus weiß, von
was er spricht, denn er saß mit den beiden anderen Bandmitgliedern von 1993 bis
Ende 1998 wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes an dem Mitschüler Sandro
B. aus Sondershausen im Gefängnis. Es ist nicht verwunderlich, daß bei einer Publikation
solch‘ brisanten Inhalts wie im „Black Metal-Almanach“, via Internet für
jeden Jugendlichen erreichbar, Strafverfolgungsbehörden aufmerksam werden müssen.
Die Homepage Wolfenstein mit dem „Almanach“ ist nach staatsanwaltschaftlicher
Untersuchung aus dem Verkehr gezogen.
Typologien 79
Folgende Black Metal-Bands aus Deutschland fanden in dem Almanach Erwähnung:
„Abaddon“ – 45485 Wesel, „Absurd“ – 99019 Erfurt, „Adorned Brood“ – 41530 Dormagen,
„Agares“ – 21683 Stade, „Agathodaimon“ – 55120 Mainz, „Ancient Wargod“ – 34346
Hannoversch Münden, „As Stormclouds Gather“ – 63791 Karlstein, „Asaru“ – 64297
Darmstadt, „Atumnblaze“ – 66578 Stennweiler, „Barad Dur“ – 99019 Erfurt, „Belmez“ –
09456 Annaberg-Buchholz, „Bergthron“ – 08525 Plauen, „Bilkinir“ – 64589 Stockstadt,
„Black Realm“ – 53125 Bonn, „Bloodmoon“ – 67125 Cannstadt, „Blutrache“ – 99706
Sondershausen, „Cerebral Supression“ – 91085 Weisendorf, „Cosmical Aura“ – 34123
Kassel-Waldau, „Daemonbrahms“ – 14778 Trechwitz, „Dark Shades“ – 06618 Naumburg,
„Dies Ater“ – 10963 Berlin, „Eispalast“ – 44229 Dortmund, „Eisregen“ – 99894 Ernstroda,
„Eternity“ – 99734 Nordhausen, „Frost“ – 25337 Elmshorn, „The True Frost“ – Salzgitter,
„Gernoth“ – 82223 Eichenau, „Gorbalrog“ – 44287 Dortmund, „Götterdämmerung“ –
55471 Fronhofen, „Grabgesang“ – 48159 Münster, „Hathor“ – 98701 Breitenbach, „Hel“ –
58511 Lüdenscheid, „Heldentum“ – 06563 Bad Frankenhausen, „Ilmari“ – 99019 Erfurt,
„Impending Doom“ – 07570 Weida, „Infested Carrion“ – 47625 Kevelaer, „Into Darkness“
– 69123 Heidelberg, „Lestat“ – 51467 Bergisch Gladbach, „Lord Astaroth“ – 95028 Hof,
„Lugburz“ – 98693 Ilmenau, „Midgard“ – 18513 Wendisch-Baggendorf, „Migthiest“ – 79206
Auch wenn ein zunehmend größer werdender Teil von Black Metallern Gewalttaten
befürworten, sollte man sich aber davor hüten, alle Black Metal-Bands gleich in die
kriminelle Ecke abzuschieben. Selbst wenn deren Mitglieder satanistische Vorstellungen
hegen, lehnen einige Bands „mörderische“ Aktionen vehement ab. Eine
andere Beobachtung ist für diese Szene symptomatisch. Es tritt eine zunehmende
„Versektung“ der Bands ein, die neben ihren „Life-Gigs“ als „Organisationsgründer“
in Erscheinung treten. Als Beispiel sei die Gruppe „Acheron“ erwähnt. In einem
Interview mit einem Independentmagazin bekannte Gitarrist Vincent Breeding, daß
der Bandleader von „Acheron“ Vincent Crowley eine „Satanssekte“ mit dem Namen
„Order of the Evil Eye“ als Unterabteilung der „Church of Satan“ (CoS) gegründet
habe. Immerhin besingt Acheron auf der 1992 erschienenen CD „Rites of the Black
Mass“ das Ritual der „Schwarzen Messe des Anton Szandor LaVey“ und seiner
„Church of Satan“ und läßt sich mit dem Magistergrad der CoS anreden.
Eine weitere Signifikanz für diesen Bereich liegt in der zunehmenden Kommerzialisierung.
Verlage und Versender, wie z.B. „Nuclear Blast“, „Alchemy“, aber auch
„EMP“ u.a. verkaufen neben CD’s natürlich auch Fan-Zines, sonstige „Devotionalien“
(z.B. symbolhafte Gegenstände, Amulette, Totenköpfe, Ritualgegenstände
usw.). Im Merchandising-Bereich bei Life-Konzerten wird alles an den Kunden
gebracht, was das echte Black Metal’er Herz erfreut, von T-Shirts mit entsprechenden
Aufdrucken bis hin zur „Untergrundliteratur“ wie „Nordic Visions“ (Themenbereich:
Skandinavischer Satanismus), „Chaos“, „Immemorial“, „Deo Occidi“
„INFERNUS – The Second Blasphemie“ u.a., die sprichwörtlich auch nur unter dem
Tisch als sogenannte „Bückware“ verkauft wird. Es braucht keine ausgeprägte Phantasie
um festzustellen, daß die Kommerzialisierung entscheidend zur Verbreitung
satanistischen Gedankengutes beiträgt.
80 Satanismus
Breisgau, „Mjölnir“ – 51065 Köln, „Mortal Intention“ – 04603 Nobitz, „Mosu Quma“ – 49086
Osnabrück, „Mystic Circle“ – 67251 Freinsheim, „Nachtmahr“ – 89312 Günzburg,
„Nagelfar“ – 52134 Herzogenrath, „Nocte Obducta“ – 55130 Mainz, „Pantheon“ – 22607
Hamburg, „Paralysing Prophecy“ – 46569 Hünxe, „Pesttanz“ – 86720 Nördlingen-
Baldingen, „Pyre“ – 37574 Einbeck, „Rising Moon“ – 98544 Zella-Mehlis, „Sadorass“ – 38226
Salzgitter, „Secrets of the Moon“ – 49090 Osnabrück, „Seeds of Hate“ – 90441 Nürnberg,
„Semen Datura“ – 09238 Auerswalde, „Shadow towards my sky“ – 99817 Eisenach, „Siren“
– 51465 Bergisch-Gladbach, „Sonnentod“ – 66578 Schnittweiler, „Stoermflood – 26789
Logabirum, „Suffering Souls“ – 92245 Kümmersbruck, „Suidakra“ – 40789 Monheim,
„Tsatthoggua“ – 45746 Marl, „Ungod“ – 97466 Gochsheim, „Vaque Empress“ – 84092 Bayerbach,
„Winterblut“ – 90607 Rückersdorf. 40
40 Im internationalen Bereich zählen sich als Black Metal-Band.s: .Acheron., .The Principles Of
Evil Mad Flesh., Bifrost., .Obscure., .Tiamat., .Cynic., Abyssic Hate., Ungod., Black Funeral,
.The Dark Regions., .Godkiller., .Dark Sanctuary., Zephirous., Funeral Moon., .Blood Axis.,
.Asmorod., .Bloodsoaked., .N 555 der Führer., .Demogorgon., .Pitbull., u.v.a.m.
Was einen mit Sorge erfüllen muß, ist die Tatsache, daß gezielte Unterwanderungstendenzen
von Neofaschisten in die Satanismusszene existieren. Ob Skinheadfanzines
wie zum Beispiel „Blood and Honour“, „Rock-Nord“, „Germanenmacht“ (Bergisch-
Gladbach), Black Metal-Zines, wie „Darkness“ (Düsseldorf), „Leichenkuss“
(Duisburg), „Aasgardsrei“ (Erfurt), oder Verlage wie „Darker than Black“ (Erfurt);
sie alle beschäftigen sich mit dem Verhältnis von faschistischem, nationalsozialistischem
und satanistischem Gedankengut. Typisch für diese geistige, mittlerweile
auch in Ansätzen vorhandene organisatorische Vereinigung ist ein Interview mit
Henrik Möbus, das die Szenezeitschrift „Stormblast“ (SB) abdruckte:
SB: „Black Metal kann als ein weit entferntes Widerhallen der Klagelieder der gefallenen
Engel aus den Tiefen von Satans düsterem Gefängnis gesehen werden. Jedoch vermischt eine
zunehmende Anzahl von Bands die authentische Black Metal Sache mit ihren politischen
Vorlieben, Rasse, Reinheit und Naziideologie. Denkst Du, daß diese Sachen wirklich etwas
mit Black Metal zu tun haben?“
Möbus: „Aber natürlich! BM ist keine normale Musik oder eine andere Form des Heavy
Metal, es ist hörbare Ideologie, verbunden mit Philosophie! BM bedeutet als erstes Extremismus,
nichts kann zu extrem sein, wenn man mit BM verbunden sein will. Für mich persönlich
ist der deutsche Nationalsozialismus die vollkommenste (und einzig realistische!)
Synthese aus satanischem luziferischem Willen zur Macht, dem elitären Sozialdarwinismus
verbunden mit arisch-germanischem Heidentum. Ich heiße jede BM-Band willkommen, die
sich dem NS-Flügel in unserer Bewegung anschließen will. Für jene, die meinen Standpunkt
nicht verstehen wollen, können, kann ich nur erklären: WIR SIND DIE MACHT! Sie werden
das sicherlich verstehen früher oder später…“.
Möbus war es auch, der mit seinem Bruder den deutschen Ableger der „Allgermanischen
Heidnischen Front“ (AHF) die auf im wesentlichen auf das Internet spezialisierte
„Deutsche Heidnische Front“ (DHF) gründete. Auf der Internetseite der DHF
empfängt dem Leser eine krude Mischung aus Antisemitismus, Rassismus und Neuheidenkult.
So wird unter anderem zu den Zielen ausgeführt: „Die AHF ist eine neuheidnische
und völkische Bewegung mit dem Hauptziel der Existenzsicherung für alle germanischen
Völker. Wir betrachten das Christentum als eine Schwächeanfall der germanischen
Völker, weil die christlichen Grundlagen so beschaffen sind, daß Schwäche glorifiziert
und Stärke ignoriert wird… Denn jede Nation, die sich an der christlichen Krankheit angesteckt
hat, trägt zur spirituellen Zersetzung unter diesen Völkern bei. Unsere Völker haben
genug davon, einen jüdischen Rabbiner anzubeten und sich längst jene Lügen und Märchen
anzuhören, mit denen unser sogenanntes Demokratisches System uns Tag für Tag verdummen
will. Wir sollen unsere Waffen nicht allein dazu verwenden, um zu vernichten und zu
zerstören, wir müssen sie benützen, um unsere eigene Halle zu errichten, unser Neues
Reich.“41
Im Angebot von „Darker than Black Records“ befinden sich nur Tonträger oder Fanzines
des NS Black Metal. Die dort vertretenen Bands scheinen laut Werbetext ihrem
großen Idol (Varg Vikkernes) in der extremen Einstellung kaum nachzustehen: Die
Typologien 81
41 Sh. DHF-Homepage 9-2000: www.heathenfront.org/dhf/deut2.htm
BM-Band „Winterschlacht“ wird mit ihrer neuen CD so angekündigt: „Extrem schwer
erhältliches Teil, besonders nachdem der Macher dieser Band (Mord Vollstrecker) auf der
Flucht vor den Z.O.G.lingen42 untertauchen mußte.“ Die Gruppen „Mjölnir“ aus Köln
werden mit den Worten: „Dieses Album macht Dich rasend… Töten für Wotan!!!“, Aryan
Blood“ (Stockstadt): „Eine weitere musikalische Zyklon-B-Dusche“ und die polnische
Black Metal-Band „Galgenberg“: „Ein verdammt geniales BM-Demo aus den ostdeutschen
Gauen“ angekündigt.43 Zunehmend wird in Skinheadfanzines Black Metal thematisiert
und positiv beurteilt. Propagiert wird ein gemeinsamer Schulterschluß,
indem die heidnisch-germanischen Wurzeln in beiden Ansätzen besonders hervorgehoben
werden. Hier müssen in Zukunft die Strafverfolgungsbehörden, vor allem
die Staatsschutzabteilungen, ein größeres Augenmerk auf die zustandekommenden
Vernetzungen haben. Denn es läßt sich unschwer erkennen, daß solche Vernetzungen
auch logistisch in der Lage sind, den Prozeß der „geistigen Vergiftung“ in den
Köpfen von Jugendlichen voranzutreiben.
82 Satanismus
42 Z.O.G. bedeutet Zionist occupied Government. Es ist die Bezeichnung f. eine antisemitische
Weltverschwörungstheorie
43 Sh. auch Blood and Honour Nr. 6
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