Satansvorstellungen von der Bibel bis zum Mittelalter

12. Februar 2011
Die Bibel kennt viele Bezeichnungen für Satan3. Nicht nur als „Fürst dieser Welt“
(Mt), Herrscher der Dämonen, Teufel4, sondern auch im hebräischen Sprachgebrauch
der Beelzebub5. Nach der griechischen Übersetzung des Alten Testaments
(Septuaginta) wird Satan als Widersacher, boshafter Gegner oder auch der potentielle
Saboteur in den eignen Reihen (1. Sam 29,4) bezeichnet. Erst später im Hiob-Prolog
(AT) erscheint Satan im „himmlischen Hofstaat“ Gottes als der „Chefankläger“
(Staatsanwalt) der Frommen. Nachfolgende Vorstellungen im Alten Testament ist
der Satan noch nicht der Teufel und Widersacher im späteren Sinn des Wortes, auch
kein widergöttliches böses Prinzip. Im hellenistischen Judentum (70 n. Chr.) erfährt
der Teufel eine Identifikation mit dem Todesengel und die Umdeutung zum Bösen.
Er versucht, das Verhältnis zwischen Gott und Israel zu (zer)stören oder zumindest
die Menschen von Gott abzubringen.
In den Qumranschriften wird Belial in einem dualistischen System verankert und als
böser Geist (Satan) bezeichnet. Gott hat zwei Geister geschaffen, den des Lichts und
den Geist (Engel) der Finsternis, der Feindschaft, Unzucht, Reichtum und Verunreinigung
des Heiligtums sind die „drei Netze Belial’s“. Die endzeitliche Vorstellung
der Qumrangemeinde spiegelt sich in der Auffassung wider, daß nach der Trennung
vom übrigen Volk, Belial und seine „Söhne der Finsternis“ gegen Israel losgelassen,
aber letztendlich in einer apokalyptischen Schlacht von Gott in seine Schranken
gewiesen wird.
Im Neuen Testament treffen wir 37 mal auf diábolos, 36 mal satanas und 7 mal auf
Beelzebub. Daneben finden sich aber auch andere Bezeichnungen wie Feind, der
Böse, Fürst dieser Welt oder Widersacher. Das paulinische Schrifttum scheint sich an
das dualistische qumranische Gedankengut anzulehnen (2. Kor). Gegensatzpaare
wie Licht Finsternis, Christus – Beliar, Gerechtigkeit – Gesetzlosigkeit, gläubig –
ungläubig sind ein typisches Merkmal dafür. Satan kann durch sein Wirken viel
Unheil, Beschwernisse und Krankheit anrichten. Gegen seine Versuchungen helfen
nur die Waffenrüstung Gottes (Eph 6,11.16) und die entschlossene Hinwendung zu
Gott (Jak 4,7), denn der Teufel hat die Macht über den Tod (Hebr 2,14). Die johanneische
Schriften kennen den Teufel als Schlange in Anlehnung an die Urgeschichte
(Gen 3), der Teufel ist der Mörder, Lügner von Anfang an. Menschen, die in seinen
Machtbereich kommen, werden „Kinder des Teufels“ genannt werden und übernehmen
seine Wesensart, die sich in den gleichen Taten widerspiegelt.6
Die mittelalterlichen und späteren Vorstellungen vom „Fürsten der Welt“ zeigen sich
in anthropomorphen Zügen, die den Teufel, dem griechischen Gott Pan ähnlich, in
riesiger Bocksgestalt und übergroßen gekrümmten Phallus darstellen. Manche Darstellungen
zeigen ihn auch mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen (schlaffe Brüste
oder Vagina). Er ist von häßlicher Gestalt. Aus seinem klaffenden Maul kommt
schwefelartiger Gestank und seine Stimme ist laut, heiser und unverständlich. Der
Teufel befehligt die „höllischen Heerscharen“, die durch seine Dämonen7 (auf Grund
ihrer Hybris aus dem „himmlischen Hofstaat“ entfernten Engel) repräsentiert werden.
Sie sind für Krankheit, Leid, Versagen im persönlichen Bereich des Menschen
zuständig und führen den endzeitlichen Kampf gegen die „Söhne Gottes“. 1568 zählte
Johan Weyer in seinem Werk „De Praestigiis Daemonium“ 7.409.127 Teufel aufgeteilt
in 79 Fürstentümer. Für eine Überarbeitung dieses Werkes sorgten Collin und Plancy
und schufen 1818 in Paris ein „Infernalisches Lexikon“.
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